Tuesday 4 June 2013

Planänderung und willkommen im Hügelland

Als wir unser kleiner Spaziergang in Thailand starteten hatten wir drei Routen geplant. 1) Direkt nach Nordosten stechen und in Vientiane nach Laos einreisen 2) in nordnordwestlicher Richtung nach Chiang Mai und anschliessend über Chiang Khon nach Laos und 3) strikt nördlich über Chiang Rai nach Laos, wiederum via Chiang Khon. Natürlich wählten wir die bis dato nicht existente vierte Option: Nan ansteuern und anschliessend über Ban Huay ins nächste Land: Laos.
Unsere Routenoptionen (sehr schematisch)

Dies hatte zwei Gründe. Die erste Option wäre schlicht zu kurz gewesen und wir wollten den Norden Thailands sehen. Die Horden von sogenannten Individualtouristen mit Rucksack, die schlussendlich dennoch alle an die selben Orte strömen, haben uns von 2) und 3) abgeschreckt. Versteht mich nicht falsch, ich kenne wirklich super Backpacker, die ich sehr mag und ich will auch nicht sagen, dass ihre Art zu reisen schlechter oder weniger Wert als unsere sei. ABER: zu viele Touristen beeinflussen die lokalen Gepflogenheiten vorherrschend negativ. Traditionelle Werte gehen verloren und werden durch die 'grossartigen' westlichen Errungenschaften wie Egoismus, Gier und Materialismus ersetzt. Natürlich erscheinen uns die Einheimischen immer noch freundlich aber das ist weil a) dies die thailändische Art ist und b) wir uns an die oft ungerechtfertigte Grummligkeit von unseren Heimatländern gewohnt sind. Aber wir haben den Unterschied erlebt. Vorher klare Gewässer scheinen plötzlich trüb wenn man durch gänzlich unverdorbene gesegelt ist.

Ländliches Thailand

Ein super Beispiel sind Mamiaw und Mak. Sie sahen uns der Strasse entlang wandern, hielten an und fragten ob sie uns helfen können. Wir suchten ein Nachtlager und sie kannten zwei. Zwanzig Minuten später standen sie wieder vor uns mit der Nachricht, dass beide Guesthouses schon wieder geschlossen seien - und luden uns ein die Nacht in ihrem Häuschen am Fluss zu verbringen. Sie entschuldigten sich fast dafür, dass es sehr klein sei. Wir konnten unser Glück kaum fassen und waren baff ab der Freundlichkeit die wir immer erfahren dürfen. Obwohl sie arm waren luden sie uns im Restaurant zum Mittagessen ein. Sie zeigten uns im lokalen Tempel wie Buddhisten beten. Sie stellten uns ihrer Familie vor. Mamiaw und ihre Mutter kochten uns ein herrliches veganes Abendessen mit vier verschiedenen Gerichten zur Auswahl. Sie liessen uns in ihrem Zuhause alleine schalten und walten, ohne jegliches Misstrauen. Hand aufs Herz: wie viele Personen kennt ihr, die zwei stinkende, verschwitzte Landstreicher nach fünf Minuten Kennenlernphase vorbehaltlos in ihr Haus lassen? Ich kenne eine.

Der Nan Fluss vor Mamiaws und Maks Haus plus unsere herzensguten, äusserst grosszügigen Gastgeber

Das sind die Momente in denen man sich als Westler schäbig fühlt. Wir haben so viel und geben so wenig. Sie haben fast nichts doch sind bereit alles zu teilen. Und man fragt sich wer die wirklich armen Leute sind, wir oder sie? Diese Begegnung hat uns zutiefst berührt und wird uns für immer begleiten. Wir hoffen, dass wir euch irgendwann etwas zurückgeben können. Danke Mak, Mamiaw und Familie.
Auf jeden Fall rasteten wir in einem der uns lieb gewordenen Unterstände am Strassenrand (eigentlich sind es Bushaltestellen) an userem ersten Tag auf der Etappe nach Nan. Plötzlich kommt ein alter, zahnloser Mann im Stechschritt auf uns zu. In seiner Hand eine Machete direkt auf mich gerichtet. In seinem Gesicht ein Grinsen und am Kinn drei 8 cm lange, graue Barthaare. Weil Wandernde in Thailand ein paar rostige Schrauben in der oberen Abteilung besitzen (siehe letzter Blog) wusste ich im ersten Moment nicht, was ich davon halten soll. Ruhig zu bleiben und abwarten schien mir die beste Option. Als Begrüssung fuchtelte er mit seinem Messer über dem Kopf und setzte sich neben uns. Ich entgegnete ihm ein 'Sawatdee' und merkte schnell, dass er nichts Böses wollte. Wenig später war die ganze Nachbarschaft versammelt um die zwei komischen Weissen zu sehen.

Mein Freund der Machetenmann und Elvira beim Testen des lokalen Fitnesscenters

Wir bereuen keinen Moment unsere alten Pläne über Bord geworfen zu haben. Die monoton anmutenden Reisfelder sind wildem, einheimischem Regenwald gewichen, der auf steilen Klippen wächst und eine Vielzahl von Wildtieren beherbergt. Die Hügel haben uns auch die Erfüllung unseres grössten Wunsches beschert: Regen. An zwei Tagen. Wir waren wie elektrisiert, tanzten und sangen auf der Strasse. Wir führten uns dermassen auf, dass wir fast überfahren wurden. Aber das neue Terrain bedeutet auch mehr Anstrengung. Ca. 1000 Höhenmeter haben den täglichen Etappen von 28 - 30 km noch etwas Würze verliehen.


Aussicht vom Pass und überhängende Felsen. Unten: ausgetrocknete Flüsse sind Zeugen des viel zu heissen Mais...

Vielleicht fragt ihr euch wo wir denn jetzt stecken? Nun, wir sind in Nan angekommen und haben eine Distanz von 630 km bewältigt. Dies ist ca. die Strecke von Zürich nach Paris, von Glasgow nach London oder von San Francisco nach LA. Sind wir der Sache schon überdrüssig? Mitnichten! Es beginnt erst Spass zu machen. 150 km Dschungel trennen uns noch von Laos. Eine neue Kultur, neue Menschen und Erlebnisse erwarten uns. Die Landschaft wird herausfordernder sein und wir müssen uns vorsichtig fortbewegen. Schliesslich ist Laos das pro Kopf stärkst bombardierte Land auf Erden. Über Laos wurden mehr Bomben agbeworfen als im gesamten zweiten Weltkrieg
. Millionen scharfe Sprengkörper liegen noch überall verteilt. Aber zu helfen, dass dieser Schlamassel aufgeräumt wird treibt uns an.

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Wir wandern 5000 km quer durch Südostasien um Geld für MAG (Mines Advisory Group) zu sammeln. Es wird verwendet um Laos, Kambodscha und Vietnam von Minen zu befreien. Wenn dir das Projekt und der Blog gefällt dann teile ihn doch mit Freunden, Kollegen und Bekannten. Über Spenden via JustGiving oder dem PC Konto 25-131893-4 (IBAN CH79 0900 0000 2513 1893 4) würden wir uns natürlich sehr freuen. Vielen Dank für die Unterstützung!

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